Werdegang der
Mauerwerksentfeuchtung - Vorwort
Das Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau, Stuttgart,
hat auf 63 Seiten der
IRB-Literaturdokumentation /1411 ELEKTROOSMOSE
152 Eintragungen von Fachartikel,
Bücher, Patente oder wissenschaftliche Abhandlungen, die sich mit
elektroosmotische Mauerentfeuchtung befassen; weltweit sind es weit über
tausend, alle zu bringen ist nicht möglich, deshalb werden nur einige belegbare
mit aufgeführt (Anlagen).
Der elektroosmotischer Vorgang, wodurch unter
Gleichstromeinfluß Wasser durch ein Diaphragma (halbdurchlässigen Körper,
praktisch alle Wandbaumaterialien [B] ) von
der Anode zur Kathode transportiert wird, ist seit 200
Jahren bekannt (Reuss) und wird
vielseitig angewendet, nicht nur zur Mauertrockenlegung oder
im Erdbau (Bodenent-
wässerung und Bodenentgiftung [D] ), sondern auch in der
Industrie, wie z.B. bei
Lackierungen, Stoffveredelung , etc. oder in der Medizin.
Namhafte Wissenschaftler befassten sich mit diesem Phänomen,
so u.a. Hittdorf, Perrin, Helmholtz, Casagrande oder Schaad.
1936 reichte Prof. Paul Ernst, St. Gallen, beim Deutschen Reichspatentamt
das Patent
für das „Verfahren und Vorrichtung zur Entfeuchtung und
Trockenhaltung von Gebäuden, Mauerwerken
u. dgl. nach dem Prinzip der Elektroosmose“ ein.
Das Patent [4] wurde erst am 24. April 1941 bekannt gegeben nachdem
die vom Patentamt geforderte wissenschaftliche Funktionsnachweise erbracht
wurden. Beauftragt waren
die Herren Dr. Ing. Lattmann und Prof. Dr. Hagenbach von der
ETH- Zürich (1938), die
den elektrophysikalischen Vorgang durch praktische
Untersuchungen an der Barfüsserkirche
in Basel erklären konnten. Schon damals musste man erkennen,
dass im Labor eine
Nachstellung der elektrophysikalischen Vorgänge, so wie sie
zwischen einer nassen und
mit Salzen angereicherten alten Mauern vorhanden ist, nur
mit Einspeisung einer elektrischen
Gleichspannung möglich ist (sh. hierzu auch Wieden „Die
Sanierung alter Gebäude . . .[E] ).
In der Schweiz und in vielen anderen Ländern erfolgte dann ebenso
die Patentierung [F].
Ernst sein Nachfolger, Jakob Traber, Schweiz, erhielt in den
60er Jahren die Patente für die gleichzeitige Anwendung der Elektroosmose und
der Elektrophorese für die Trockenlegung
und Stabilisierung von Mauerwerken [G/H].
Überwiegend wurde das als Galvanoosmose bezeichnete
Verfahren angewendet - weltweit
auch heute noch - wobei die Beeinflussung des in nassen
Mauern bestehende elektrische Feld
durch Verwendung von verschiedenen Metallen als Mauer- und
Erdsonden so verändert wird,
dass das kapillare Aufsteigen von Bodenfeuchtigkeit gestört,
behindert oder so verändert wird,
dass es zur Entfeuchtung der Mauern kommt [I]. Untersuchungen bei der BAM Berlin [J],
Bundesanstalt für Materialprüfung „Verfahren zur Bekämpfung
von aufsteigender
Feuchtigkeit – elektrophysikalische (elektrokinetische)
Verfahren –“, sowie die vielen
Anwendungen und Untersuchungen [K] im In- und Ausland zeugen
für ein großes Interesse
für dieses wirtschaftliche und gebäudeschonende System.
Aktive Systeme haben bei Anlegung von höheren Spannungen
wohl einen schnelleren Anfangserfolg, aber auch einen höheren Verschleiß der
verwendeten Sondenmaterialien. Das
aber auch ausreichende Trocknung mit geringeren Spannungen
zu erreichen sind zeigen die Untersuchungen von Prof. Brandstätter von der Uni
Innsbruck [L] und der BAM [M).
Erfahrungen über die Lebensdauer bestehen jetzt schon 75
Jahre und können belegt werden
In diesem Zusammenhang ist noch die IBR-Bauinformation vom
Fraunhoferinstitut zu erwähnen
„Verhalten von Baumaterialien beim elektrochemischen
AET-Verfahren“ Dr. P. Friese (Bauakademie Berlin) und „Nachweis der
erfolgreichen Anwendung der Elektroosmose zur Mauerentfeuchtung über einen
Zeitraum von 50 Jahren“ [N].
Wenig bekannt, aber doch auch in vielen Ländern über 15.000
mal erfolgreich angewendet, ist das Dipol-Verfahren, unter der Bezeichnung
LK-Ladungskompensations-Verfahren zur Bauwerkstrockenlegung von der Staatlichen Bauaufsicht in der DDR
zugelassen, entwickelt
an der technischen Hochschule in Wismar von Prof. Poppei.
Dieses, praktisch erstes „kabelloses Verfahren“, erhielt das Patent Nr. 109 049 am 12.10.1974 [O]
mit der Bezeichnung:
„Dipole, elektrische
Leiter zur Beeinflussung der Feldstärkegradianten für maximale Beeinflussung des
vertikalen Flüssigkeitstransport in nässegefährteten Bauwerken“.
Die bei diesem Verfahren verwendeten Eisenstäbe, als Dipole
bezeichnet, wurden auch mit
Plastikhüllen ummantelt und haben keinen elektrischen Kontakt mit dem
Mauerwerk, so dass
dieses Verfahren als erstes angewendete Mauerkontaktloses
Verfahren zu bezeichnen ist.
Die allgemeine Entwicklung in der Elektronik, wie z.B.
Fernbedienungen von Autotüren, Fernseher, Radios usw., in der Haustechnik oder
Kommunikationseinrichtungen, Internet, usw.,
eigentlich schon unübersehbar und tagtäglich mit neuen
Errungenschaften, konnte natürlich nicht an den Systemen der
elektrophysikalischen Mauerwerksentfeuchtung vorüber gehen.
Das Phänomen, das sich durch die Einwirkung eines
Hochfrequenzfeldes die Richtung der Wassermoleküle verändert, ist schon durch eine amerikanische
Forschungsgruppe seit 1945 bekannt. Prof. Richard Ernst von der ETH-Zürich
erhielt für die mögliche Anwendung in Kernresonanz-Spektroskopie 1991 den
Nobelpreis für Chemie [P], auch unter Wikipedia „Richard Ernst“ nachzulesen.
Seit ca. 1980 werden, beruhend auf den Erkenntnissen, dass
unter Einwirkung von elektro-
magnetischen Wellen auch die aus den Boden eindringende und
kapillar aufsteigende Feuchtigkeit in den Mauern beeinflusst werden kann,
werden entsprechende Sender eingesetzt.
Dass sich mit diesem Verfahren viele wissenschaftlich mit befasst
haben, wie Prof. Brandstätter
Uni Innsbruck [Q] und Dipl.-Ing. Isenmann [R], ist nicht
erstaunlich, ist es doch ein problemloses Verfahren, umwelt- und denkmalgerecht.
Es ist aber nicht erstaunlich, dass
viele Verkaufskolonnen darin ein gutes Geschäft gesehen
haben; ähnliches haben wir schon
in den Jahren um 1960 herum mit den Lüftungsröhren erlebt.
Von seriösen Firmen liegen aber
von den einigen hundert Tausend installierten Verfahren
unzählige Messergebnisse über den Rückgang der Feuchtigkeit vor, die nach den
anerkannten Regeln für Feuchtigkeitsmessungen in Mauerwerken auch von
Sachverständigen, Instituten, TÜV. etc. durchgeführt wurden [S).
Interessant sind auch noch die Entwicklungen mit der so
genannten Osmotic-Pulse in den
USA [S] mit dem Gutachten „Stand der Technik mit Ergänzungen
der US-Patente“ von
Dr. Weiser [Sch].
Auf der WEIMARER BAUPHYSIKTAGUNG 2011 stellten Dr. Ulf
Roland vom Helmholz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und Prof. Dr.-Ing. Detlef
Schmidt, Fakultät Bauwesen, HTWK Leipzig ihre Forschungsergebnisse über den
Einsatz der Radiowellen-Technologie zur Sanierung von feuchten und
kontaminierten Bauwerksteilen vor (sh. Pressenotiz).
Anlagen zu
ELEKTRO-OSMOSE - Werdegang der Mauerwerksentfeuchtung
Aufstellung von einigen Veröffentlichungen
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(zum Teil Ausschnitte, die Gesamtauflage kann zur Verfügung
gestellt werden)
[A] -
„Geschichtlicher Überblick über die Anwendung der Elektroosmose“
Bericht des Österreichischen Institut für
Bauforschung
Dipl.-Ing. Wilhelm Wittmann, Wien
[B] -
Feuchte Mauern, Kapillarität, Osmose
Kos VUSP, Prag/Otto, München
[C] - Praktische
Anwendung der Elektro-Osmose im Gebiete des Grundbauens
Dipl.-Ing.
E.T.H. W. Schaad, Zürich
[D] - Deutsche Patentschrift Nr. 706388 vom 24.
April 1941
[E] - Die
Sanierung alter Gebäude – Grundlagen und Beispiele
Hofrat
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Paul Wieden
Bundes-Versuchs- und Forschungsanstalt Arsenal, Wien, Österreich
[F] - Schweizer Patentschrift Nr. 211068 vom 1. November 1940
[G] - Schweizer
Patent Nr. 404149 vom 13. Dezember 1962
[H] - Deutsches Patent Nr. 128404 vom 28. August
1969 für das
„Verfahren zur Entfeuchtung und Versiegelung
von Mauerwerk
mittels Elektro-Osmose und Elektrophorese“ –
Traber, Schweiz
[I] - Trockenlegung
feuchter Bauteile mittels Elektro-Osmose
Baumeister
Karl Lufsky, Berlin, Mitglied des
DIN-Normen Ausschusses,
bekannt
durch das Fachbuch „Lufsky
Bauabdichtung“, bereits die 6. Auflage
[J] - „Verfahren zur Bekämpfung von aufsteigender
Feuchtigkeit im Mauerwerk“
- Elektrophysikalische
(elektrokinetische) Verfahren -
BAM
Bundesanstalt für Materialprüfung, Unter den Eichen 87, Berlin
Laboratorium 2.11 Chemische und physikalische
Untersuchungen
[K] -
Kos/Lebeda „Ucebnice
elektroosmotickeho vysouseni budo“
DOM
TECHNIKY CSVTS, BRATISLAVA
[L] - Gutachterliche Stellungsnahme zum Artikel
„Zeta-Potential
und Feuchtigkeitstransport durch poröse Stoffe“,
eine
wissenschaftliche Abhandlung über die Funktionsmöglichkeit
elektroosmotische
Mauerwerksentfeuchtungen von
Prof.
Dipl.-Ing. Dr. Techn.: Friedrich Brandstätter, Universität Innsbruck,
Institut für Bauphysik an der Fakultät
für Bauingenieurwesen und Architektur
[M] - BAM-Prüfungszeugnis, i.A. SIEMENS AG Nachrichtenkabeltechnik München,
über
elektrophysikalische Mauerwerksentfeuchtung auf ihre Wirksamkeit
[N] -
Fraunhofer Institut IBR-Bauinformation
1.
„Verhalten von Baumaterialien beim elektrochemischen AET-Verfahren“
Dr.
P. Fries (Bauakademie Berlin)
2.
„Nachweis der erfolgreichen Anwendung der Elektroosmose zur
Mauerentfeuchtung über einen Zeitraum von 50 Jahren“.
[O] -
Patentschrift der DDR 109 049 vom 12.10.1974 Prof. Dr. Gerhard Poppei
„Dipole,
elektrische Leiter zur Beeinflussung der Feldstärkegradianten für
maximale Beeinflussung des vertikalen
Flüssigkeitstransportes in nässegefährteten
Bauwerken“, 1. passive
elektrophysikalisches Verfahren ohne Verbindungsleitungen.
Aufstellung der Veröffentlichungen ------------------------------------------
[ P] -
Spionage im Reich der Moleküle
Prof.
Richard Ernst erhielt 1991 den Nobelpreis für Chemie
[Q] - Trockenlegung
des Stadtturmes Innsbruck, Herzog-Friedrich-Str. 21
Gutachten
vom 22.07.85 von Prof. Dr. Brandstätter Uni-Innsbruck
[R] - Feuchtigkeitserscheinungen
in bewohnten Gebäuden von Wolfgang Isenmann
Öffentlich
bestellter und vereidigter Sachverständiger der Industrie- und
Handelskammer Niederrhein.
[S] -
Electro-osmotic Pulse Technology for Groundwater Instrusion Control in
Concrete Structures von M.K.
MecInemey and V.F. Hock, U.S.Army
Construktion Engineering Research
Laboratories, Campaing IL 61826-9005
[Sch]- Gutachten Dr. Weisser „Stand
der Technik mit Ergänzung der US-Patente
[St] -
Schloß Schönbrunn/Wien und Schloß Wolfsburg, Berichte über die
elektroosmotischen Mauerwerksentfeuchtungen und Haltbarkeit der Sonden
[TU]- Bericht vom Bauamt der Bayer. Verwaltung der
staatl. Schlösser, Gärten
und
Seen und von Architekt Schmidt über die Kirche Entringen
[VW]-
TÜV-Untersuchungsbericht über die Entfeuchtung mit einem berührungs-
losen
elektrophysikalischen Verfahren im Gewölbekeller vom Staatlichen
Hochbauamt in Bamberg
[XYZ] Bericht vom
Dombaumeister der Dombauhütte in Passau und
Publikation der Emmentaler Nachrichten vom 22. Mai 1953
Dissertationen/Dipl.-Arbeiten
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- d4 - Rieck
: Dissertation zur Erlangung des Grades eines Dr.-Ing. an der Fakultät für
Bergbau
der Bergakademie Freiberg/Sachsen von Heinrich Rieck – September 1967
„Beitrag zur elektroosmotischen Mauertrocknung“
- c3 - Venzmer : Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Dr.
rer. nat. an der
Technischen Hochschule Otto von Guericke Magdeburg von Helmut Venzmer
1980 „Beitrag
zur Lösung der Problematik des vertikalen Wassertransports in
Wänden
wassergeschädigter Gebäude und Ziegelproben unter der besonderen
von
Temperatureinflüssen“, mit Hinweisen auf elektrophysikalische Phänomene
- b2 - Wagenmann : Dissertation bei der Fakultät
Technik und Naturwissenschaft der
TU
Leipzig zur Erlangung des akademischen
Grades Doktor-Ingenieur,
Dezember
1983 „Grundlagen zur Einschätzung von
Verfahren der nachträglichen
Bauwerkstrocknung“.
- e5 - Dipl.-Arbeit von Kathrin Hill „Sanierung kontaminierten
Böden und
Reststoffaufbereitung mit elektrokinetischen Verfahren“ an der
Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule, Aachen, Juli 2005
- Pressenotiz vom Helmholz-Zentrum für
Umweltforschung UFZ-Leipzig
Die Dissertation
Venzmer und die Diplom-Arbeit Hill können komplett zur
Verfügung gestellt
werden.
Bücherempfehlung – kleine Auslese
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- MAUERFEUCHTIGKEIT – Ursachen,
Auswirkungen, Trockenlegung
Dipl.-Ing.
Wilhelm Wittmann, Dr.-Ing. Otto Drögsler, SCT-Verlag Heidelberg
Forschungsarbeit des Österreichischen Institut für Bauforschung, Wien
- Elektroosmotische Bauwerkstrockenlegung
Braun,
Pötzsche, Wagenmann VEB-Verlag für
Bauwesen, Berlin 1970
- „Das Entfeuchten von Mauerwerk unter
besonderer Berücksichtigung des
Elektro-osmotischen Verfahrens“ Wilhelm Ernst Verlag, Berlin-München
1982
Prof. Dr.
Dipl.-Ing. Paul Wieden
Bundes-Versuchs- und Forschungsanstalt, Wien
G. Otto
Am Hang 3a
D-83714 Miesbach
Tel.
0049[0]8025.9090009
Fax
0049[0]8025.9090360
E-mail: otto.miesbach@freenet.de
EURAFEM-Mitglied Europäischer Arbeitskreis für
Mauerwerkssanierung e.V. (gegr. 1963 in Wien)
http://eurafem.eu
Lesen sie dazu auch die Aufbereitung von Günther Otto: http://www.eurafem.eu/pdf/elektroosmose_geschichte.pdf
Das Problem der Mauertrocknung ist leider und im wahrsten Sinne des Wortes ein sehr vielschichtiges. Deshalb soll hier vor Allem der Begriff trocken einmal geklärt werden.